Mailand – Die kleine, große Stadt
Mailand ist eine Reise wert, lautet das Sprichwort, oder war es Paris? Egal, ich habe mich jedenfalls zusammen mit einer Freundin für Mailand entschieden. Das ist auch nicht so weit von unserem kleinen Dorf in Bayern entfernt, und so hat die Reise bis in den Norden Italiens und die Hauptstadt der Mode und Wirtschaft nur einen halben Tag gedauert.
Die Stadt der Laufstege und Modezaren, tja… Meine bessere Hälfte hatte zunächst Angst, sie würde mit ihrem doch recht alltäglichen Aussehen nicht nach Mailand passen, und hatte ein völlig verblendetes Bild dieser Stadt vor Augen. Als wir am Mailänder Dom vorbeigingen (ein Abstecher in den Dom war zu der späten Tageszeit nicht möglich) kam es mir auch so vor, als wären wir ohne Weiteres als typisch deutsche Touristen zu erkennen gewesen (wahrscheinlich war es auch so – Hawaiihemd mit Sandalen und weißen Socken), aber abwertende Reaktionen blieben aus. Das war auch nicht weiter verwunderlich, denn nur eine halbe Stunde später brach eine Flutwelle aus Inter Mailand Fans über uns hinweg und grölte Dinge auf Italienisch, die ich hier lieber nicht übersetzen möchte. Schlagartig fühlten wir beide uns „normal“.
Aber Spaß beiseite, sonst bekommen Sie den falschen Eindruck. Wir (meine Freundin, die mittlerweile zu meiner Frau geworden ist, und ich) haben zwei unvergessliche Wochen in Mailand verbracht, ja, das Wort „unvergesslich“ klingt einfallslos und banal, aber so war es. Die Innenstadt erinnert an Venedig ohne Kanäle. Altitalienische Bauwerke und einen rustikalen Charme versprühende Häuserreihen wechseln sich ab, geben der Millionenstadt das Antlitz eines kleinen, im Mittelalter stehengebliebenen Städtchens. Bis man um eine Ecke biegt und unvermittelt vor riesigen Kirchen und Museen steht. Der Mailänder Dom, den wir Tage nach dem Fußballerlebnis doch noch zu Gesicht bekommen haben, überragt dabei die ganze Stadt. Jedenfalls fühlt es sich so an, denn von der Größe her gibt es in den Geschäftsvierteln der Stadt sicherlich größere, in gläserne Wände gefasste Gebäude. Aber von der Präsenz her gibt es kaum etwas Vergleichbares. Einziger Wermutstropfen: Egal wann, egal bei welchem Wetter, der Dom an sich und der Domplatz sind überlaufen von Menschen. Zum Glück nicht nur Touristen, aber ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, dass wir allein durch die Anwesenheit dieser Menschenmasse immer ein wenig gehetzt waren. Die nächste Reisegruppe, die nächste Gemälde- und Statuenbesichtigung, nun ja, das war nicht ganz meine Sache.
Abends sitzt man in kleinen Straßencafes an der Via Fiori Chiari oder in einem der hunderten von Restaurants an verträumten Straßenecken, in denen ich zumindest dasselbe gegessen habe, wie hier in Deutschland: Pizza. Das war einfallslos, aber lecker.
Das Schlimmste an Mailand zum Schluss: Der Blick zurück, wenn über der Stadt die Sonne der späten Dämmerung steht und alles in orangerotes Licht taucht. Machen Sie diesen Fehler nicht und fahren Sie zu einer der unromantischsten Zeiten überhaupt wieder nach Hause. Sonst wird es Ihnen schwer fallen :-).